Verschwörung auf Stoff

Fotos: Regula Bearth © ZHdK

Céline Altkorn wagt sich in ihrer Masterarbeit an ein hochemotionales Thema: Sie macht Verschwörungstheorien sichtbar. Die Exzellenzstipendiatin im Master Visual Communication will zu Dialog und Reflexion anregen.  

LEA INGBER
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Lea Ingber: Deine Masterarbeit beschäftigt sich mit Verschwörungstheorien. Was interessiert dich daran?
Céline Altkorn: Ich finde es sehr spannend, etwas Ungreifbares und teilweise auch Unverständliches sichtbar zu machen. Im Zentrum steht die Verschwörung als Phänomen an sich, nicht die Wortführer, involvierte Personen oder die Theorien selbst. Meine Hauptfrage lautet daher: Wie wirkt die Verschwörung auf das Vorstellungsvermögen ein, dass sie Menschen derart in ihren Bann zieht?

Verschwörungstheorien sind komplex, abstrakt, verworren. Wie kann man diese visuell darstellen?
Ich arbeite auf zwei Ebenen. Auf der Erklär-Ebene erstelle ich Infografiken, die darstellen, wie die Verschwörung operiert und die Vorstellungskraft der Menschen beeinflusst. Die andere Ebene ist textil: Ich sticke die Infografiken auf Stoff.

Verschwörungstheorien und Stoff?
Es hat mich gereizt, ein Medium zu finden, das auf den ersten Blick nicht plausibel erscheint. Bei der Suche nach einer visuellen Umsetzung habe ich mich von Metaphern leiten lassen. Was passiert hinter dem Vorhang? Wie wird eine Story weitergestrickt? Wie verweben sich Realität und Fiktion? Das Thema Stoff kam immer wieder vor. Dieser interdisziplinäre Ansatz, das Aufbrechen von Grenzen inspiriert mich sehr.

Was willst du mit deiner Arbeit bewirken?
Das Thema ist generell sehr präsent in den Medien. Ich wollte aber niemanden verurteilen oder an den Pranger stellen. Ich wollte zu einer Reflexion anregen auf beiden Seiten. Einerseits bei den Menschen, die an die Verschwörung glauben. Aber andererseits auch bei denjenigen, die nicht daran glauben oder sehr verurteilend sind. Ich will zum Verständnis beitragen, wie sehr dieses Phänomen auf einen Menschen einwirken kann. Mein Ziel ist eine Kommunikation auf Augenhöhe.

Hat sich dein Blick auf Verschwörungstheorien durch deine Arbeit verändert?
Für meine Arbeit bin ich in eine Verschwörungsgemeinschaft über Aliens eingetaucht. Ich war überrascht, wie sehr die Menschen von (für mich) weit hergeholten Vorstellungen überzeugt sind. Für meine Arbeit war es sehr befruchtend, für mich selbst teils schockierend, wie leicht man in Spekulationsspiralen hineingerät. Das hat mir nochmals vor Augen geführt, wie sehr Inhalte reflektiert und hinterfragt werden sollten, die wir im Alltag aufnehmen und vor allem auf Social Media konsumieren.

Zwischen dem 8. und 23. Juni werden in zahlreichen Veranstaltungen die Abschlussarbeiten aus Art Education, Design, Film, Fine Arts, Musik, Tanz, Theater, Transdisziplinarität und Weiterbildung präsentiert. https://www.zhdk.ch/diplome.
Weitere Studierendenporträts im Zett
Lea Ingber (lea.ingber@zhdk.ch) ist Co-Leiterin Content & PR in der Hochschulkommunikation der ZHdK.
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