Die Welt im Schnittraum

Fotos: Regula Bearth © ZHdK

Studierendenporträt Riccarda Schwarz

Als Kind bastelte Riccarda Schwarz Collagen mit Bildern aus Magazinen. Heute studiert sie im Master Film Editing an der ZHdK und hat sich zwischen Rhythmen und Dramaturgien gefunden.

VON TINA TISHEV
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Tina Tishev: Wieso hast du dich für den Master Film Editing entschieden?
Riccarda Schwarz: Nach dem Bachelor habe ich als Schnittassistentin gearbeitet, Trailer und Kurzfilme geschnitten und so mein technisches Wissen erweitert. Nach zwei Berufsjahren wusste ich, dass ich mich in der Filmmontage vertiefen wollte.

Erzähl mal von spannenden Projekten aus dem Studium!
Im Sommer habe ich eine Episode der zweiten Staffel der SRF-Serie «Neumatt» geschnitten. Derzeit arbeite ich an einem Dokumentarfilm von Dorentina Imeri. Der Film erzählt von der Emanzipation ihrer Tante in Südserbien, die einen Hochzeits- und Coiffeursalon betreibt. Ich habe Trailer in Fremdsprachen geschnitten, diverse Theater- und Imagefilme, eine Installation für das Museum für Gestaltung Zürich, Hybridfilme und experimentelle Tanzfilme. Ich finde es spannend, durch diese Projekte in diverse Kulturen und Milieus einzutauchen.

Was ist dir wichtig, wenn du an ein neues Projekt herangehst?
Der Austausch mit der Regie. Ich versuche, die Haltung der Regie im Schnitt auszudrücken. Ich steige gern in ein Filmprojekt ein, wenn bereits eine Vision da ist, die ich mitentwickeln und in der ich die Regie unterstützen kann. Durch Diskussionen im Schnittraum entstehen neue Ideen und Erzählformen.

Wird Editieren als Schritt im Produktionsprozess unterschätzt?
Ja, absolut. Dabei haben wir grossen Einfluss auf den Film: Wir wählen das Material aus, erarbeiten die Dramaturgie sowie den Rhythmus und legen die Länge des Films fest. Im Schnitt wird ein grosser Teil der Story mitgestaltet und im Prozess ständig verändert. Ich würde mir wünschen, dass alle Schritte der Filmherstellung gleich wertgeschätzt werden: Filme produzieren ist Teamarbeit.

Wo siehst du den künstlerischen Aspekt im Editing?
Die technische Umsetzung ist für mich Kunst. Ich arbeite mit Bild und Ton, beurteile das Schauspiel, die Dialoge und wähle die passende Musik aus. Für meine Arbeit sind Rhythmus und Tempo, Sounddesign und Musik entscheidend, um die passende Atmosphäre für den Film zu kreieren.

Was gibt dir selbst am meisten Energie?
Der Austausch mit Menschen ausserhalb der eigenen «Bubble». Ich habe Freunde in verschiedenen Städten, das gibt mir kreative Inputs und neue Energie für meine Arbeit. Ausserdem tanze ich sehr gerne.

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Tina Tishev (tina.tishev@zhdk.ch) ist Kommunikationsverantwortliche des Departements Darstellende Künste und Film der ZHdK.
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