NEST x Ursula Hauser Collection

«Aggregating Matter: Of Dandelions and Architectures» mit Keramikarbeiten der deutschen Künstlerin Beate Kuhn in Dialog mit Zeichnungen von Fine-Arts-Dozentin Marta Riniker-Radich und Arbeiten des Unterrichtsassistenten Paulo Wirz. Foto: Lorène Mohn

Seit Herbst 2021 arbeitet der Bachelor Fine Arts mit der renommierten Ursula Hauser Collection zusammen. Im Ausstellungsraum NEST im Toni-Areal werden Sammlungswerke der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und im Rahmen von Lehrveranstaltungen analysiert und diskutiert. Wie lautet das Fazit nach einem Jahr?

VON EVA VÖGTLI
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Auf der Ebene 7 des Toni-Areals findet sich der knapp 80 Quadratmeter grosse Ausstellungsraum NEST. Er wurde 2018 vom Departement Fine Arts gegründet und zeigt thematische Gruppenausstellungen mit Fokus auf junge, nationale und internationale diskursrelevante Positionen. Im November 2021 fand die erste Ausstellung in Kooperation mit der Ursula Hauser Collection statt: «Animals We Are Ourselves» versammelte Werke von Miriam Cahn, Berlinde De Bruyckere und Roni Horn.
«Kennengelernt habe ich Ursula Hauser im Flugzeug nach New York vor gut zehn Jahren», erzählt Studienleiter Raphael Gygax. «Diese Begegnung und weitere Gespräche haben eine Vertrauensbasis geschaffen. Die Sammlung bekundete grosses Interesse, ihre Werke ausserhalb des klassischen Rahmens zu zeigen – und so kam es zur Zusammenarbeit.»

Herausforderungen als Chance begreifen

Kuratiert wurde das Ausstellungsprogramm während der letzten beiden Semester von Unterrichtsassistentin Elsa Himmer und der Wissenschaftlichen Mitarbeiterin Gabrielle Schaad. «Eine Herausforderung ist die Architektur des Raumes. Aufgrund der zwei Fensterfronten und der breiten Doppeltür bieten sich nur zwei bespielbare Wandflächen. Gleichzeitig ist dies aber eine Gelegenheit, ungewöhnliche Konzeptionen zu erproben», so Schaad. Himmer ergänzt: «Es ist immer wieder überraschend, wenn die Arbeiten, die man digital kennt, physisch im Raum stehen. Wir haben Spass an der Zusammenarbeit und lernen viel voneinander.»

Neue Perspektiven auf bekannte Positionen

Die Zusammenarbeit erlaubt Einblicke in eine Privatsammlung, die ihren Fokus unter anderem auf Künstlerinnen legt, die häufig von Kunstgeschichte und -markt übersehen wurden. Gezeigt werden Positionen, welche die Studierenden mit spannenden Neuentdeckungen oder ungewöhnlichen Gegenüberstellungen konfrontieren. So wurden etwa in der Ausstellung «Aggregating Matter: Of Dandelions and Architectures» Keramikarbeiten der deutschen Künstlerin Beate Kuhn mit Zeichnungen von Fine-Arts-Dozentin Marta Riniker-Radich und Arbeiten des Unterrichtsassistenten Paulo Wirz in Dialog gesetzt. «Von Studierenden haben wir viel positives Feedback dazu erhalten, dass wir Arbeiten von Dozierenden zeigen und sie miteinander in einen Dialog treten lassen», so Gabrielle Schaad.

Im Vordergrund steht der Mehrwert, der sich den Studierenden bietet. Die Kooperation mit der Ursula Hauser Collection eröffnet den Zugang zu bedeutenden Positionen der Kunstgeschichte, die im intimen Setting in Form von Close Readings erkundet werden können. Erforscht werden hauptsächlich Positionen, die nicht Teil des Kanons und entsprechend kaum zu sehen sind. Die Studierenden erhalten nicht nur die Möglichkeit, eigene Werke zu zeigen. Sie werden in Fine-Arts-Lehrveranstaltungen wie den Modulen «Art & Collecting» und «Art & Exhibiting» auch in den Prozess der Ausstellungskonzeption und -umsetzung eingebunden. Gleichzeitig werden Fragen des Art-Handlings diskutiert, die sowohl für die eigene künstlerische Praxis als auch eine spätere Tätigkeit im Ausstellungs- oder Galeriewesen zentral sind.

Fazit nach einem Jahr

Im November jährt sich die Kooperation das erste Mal, und das Fazit fällt positiv aus. «Wir konnten bereits verschiedene Ausstellungsformate erproben», so Raphael Gygax, «und die Zusammenarbeit bietet weiter viel Potenzial, speziell hinsichtlich der geplanten Minor-Programme ‚Exhibiting & Making Public‘ und ‚Art Handling‘. Wir sind Ursula Hauser ausserordentlich dankbar für ihr Engagement.»

«The Garden of Earthly Delights», Gruppenausstellung mit Fine-Arts-Studierenden, bis 27. Oktober 2022, Toni-Areal, Ebene 7, NEST, Raum 7.E07, Pfingstweidstrasse 96, Zürich. Freitags 17-20 Uhr, Nest.zhdk.ch
Eva Vögtli (eva.voegtli@zhdk.ch) ist Kommunikationsverantwortliche des Departements Fine Arts der ZHdK.
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