Expedition «Planet Digital»

Der Roboter BlessU-2 gibt den Besuchenden beim Verlassen der Ausstellung «Planet Digital» eine virtuelle Segnung mit auf den Weg. Foto: © Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

Die Ausstellung «Planet Digital» im Museum für Gestaltung Zürich lädt zu einer Expedition ins Universum der Digitalisierung ein. Gemeinsam präsentieren das Museum und die Universität Zürich Projekte an der Schnittstelle zwischen Gestaltung und Forschung. Die Expedition beinhaltet eine «Out-of-Body Experience» und führt über einen Schrebergarten bis in den Kongo.

VON FRANKA HÜTTCHE

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Wir sind mittendrin im digitalen Wandel – diesem rasanten Prozess, der schon seit über siebzig Jahren andauert und unseren Alltag immer stärker durchdringt und prägt. Die digitale Welt ist längst keine Parallelwelt mehr; tagtäglich switchen wir hin und her zwischen on- und offline. Was macht das mit uns als Gesellschaft und mit unserem Planeten? Die Universität Zürich, die Zürcher Hochschule der Künste und die ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften beschäftigen sich mit diesen elementaren Fragen. Im Rahmen von «Planet Digital» sind in Zusammenarbeit von Forschenden der drei Zürcher Hochschulen und internationalen Kreativen diverse Projekte entstanden, welche die Digitalisierung in ihrer Gesamtheit unter die Lupe nehmen. In der Ausstellung können sie in einer Expedition von einer Forschungsstation zur nächsten entdeckt werden.

Identitätswechsel, Forensik und soziale Ungerechtigkeit

Eines der rund zwanzig Projekte beschäftigt sich mit «Embodiment», dem Kontaktpunkt von Psychologie und Digitalisierung. Mit einer Virtual-Reality-Brille erleben Besucher:innen eine virtuell induzierte «Out-of-Body Experience» (ausserkörperliche Erfahrung), die es ermöglicht, sich digital unterstützt in das jeweilige Gegenüber hineinzuversetzen. Während die Digitalisierung sonst oft zwischenmenschliche Abschottung eher fördert, schafft sie hier eine Verbundenheit der ganz neuen Art. Ein inszenierter Schrebergarten entpuppt sich als Kulisse für einen fiktiven Mordfall. Wer sich in das Innere des Gartenhäuschens wagt, kriegt auf einer grossflächigen Videoinstallation Einblick in die Verwendung von Computertechnologien bei der Aufklärung von Verbrechen. Ein 3D-Laserscan erfasst den gesamten Tatort als digitale Reproduktion und erleichtert den Forensiker:innen so die Arbeit. Auf der Suche nach der nächsten Forschungsstation schweift der Blick von einem Serverrack zu einem Haufen Elektroschrott – Frontend und Backend des digitalen Fortschritts. Eine Station weiter zeigt ein Projekt der School of Engineering der ZHAW gemeinsam mit dem Gestalterkollektiv Tristesse auf, wie Algorithmen oft ganz unbemerkt zu sozialer Ungerechtigkeit im Gesundheitswesen und auf dem Arbeitsmarkt beitragen.

Die dunkle Seite des Cyberplaneten

An einer der Forschungsstationen findet man sich im Kongo wieder. Dort, wo die Rohstoffe für Computerchips abgebaut werden, befindet sich in Form kostbarer Materialien die Quelle der Digitalisierung. In einer Videoinstallation geben Arbeiter:innen Einblick in den Rohstoffabbau und dessen Auswirkungen und lenken den Blick auf eine der Schattenseiten der Digitalisierung. «Planet Digital» weckt ambivalente Gefühle. Die Ausstellungsprojekte beleuchten sowohl die positiven Aspekte als auch die dunklen und vielleicht noch unbekannten Kehrseiten. Beim Verlassen des «Planet Digital» wird man von einem Roboter gesegnet und fragt sich: Digitalisierung – Fluch oder Segen?

«Planet Digital», bis 6. Juni 2022
Museum für Gestaltung Zürich, Ausstellungsstrasse 60, Zürich
Dienstag–Sonntag 10–17 Uhr, Donnerstag 10–20 Uhr
museum-gestaltung.ch

Die Ausstellung «Planet Digital» wurde ermöglicht durch die Stiftung Mercator Schweiz und die Digitalisierungsinitiative der Zürcher Hochschulen (DIZH).

Franka Hüttche (franka.huettche@zhdk.ch) ist Praktikantin im Bereich Marketing und Kommunikation am Museum für Gestaltung Zürich..
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