Wir brauchen die Meinungen und Ideen der Jungen

In Action: Kinder basteln an neuen Ideen für das Projekt Museumjung. Foto: Umberto Romito, Ivan Suta.

In Action: Kinder basteln an neuen Ideen für das Projekt Museumjung. Foto: Umberto Romito, Ivan Suta.

Museumjung ist ein neues Projekt der Vermittlung am Museum für Gestaltung Zürich. Es soll die jungen Stimmen der Gesellschaft zum Klingen bringen und sie in das Museum hineintragen. Ein Gespräch mit Projektleiterin Nicola von Albrecht über die Neugierde, von der jungen Generation lernen zu wollen.

von Leona Veronesi

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Leona Veronesi: Worum geht es im Projekt Museumjung?
Nicola von Albrecht: Schulen sind Labore der Gesellschaft von morgen. In diesem Sinne möchten wir die in der Nachbarschaft gelegene Schule Limmat als Resonanzraum für eine zukunfts­gerichtete Museumsarbeit einbinden. Museumjung soll wie ein Spiegel funktionieren, welcher der internen musealen Reflexion dient. Im Fokus stehen das in den Samm­lungen bewahrte Kulturerbe und die gesellschaftliche Teilhabe daran – insbesondere des jungen Teils der Gesellschaft.

Das klingt nach einer Vorreitrolle in der Schweizer Museumslandschaft.
Mit dem Projekt wollen wir mehr als sonst in Museen üblich Kindern und Jugendlichen differenzierte und individuelle Zugänge zu den Sammlungen ermöglichen. Wir brauchen ihre Meinungen und Ideen! Denn sie sind eine Art «Indikatorspezies» für gesamtgesellschaftliche Entwicklungen. Seitens des Museums besteht eine grosse Neugierde, von ihnen zu lernen, und auch die Bereitschaft, Projektergebnisse im künftigen Museumsalltag umzusetzen.

Was möchtet ihr konkret von den Jugendlichen erfahren?
Wir möchten von den Schüler:innen wissen, was die Sammlungen für sie konkret in Bezug auf die globalen und lokalen Fragen, die sie gerade umtreiben, bedeuten (könnten), wofür sie sich engagieren, von welchen Objekten im Museum sie wirklich fasziniert sind und warum. Können sie mit den Sammlungen überhaupt etwas anfangen? Welche Bedeutung kann dabei der Designvermittlung zukommen? Was macht das Museum zu einem lebendigen Ort für junge Menschen? Wo und wie wollen sie sich einbringen? Wie kann die Institution «Museum» Teil ihrer kulturellen Identität(en) werden? Welche Konventionen und Routinen in der Museumsarbeit gilt es vielleicht auch zu verändern?

Um Antworten auf diese Fragen zu bekommen, habt ihr drei Jahre Zeit. Eine solch lange Projektdauer ist in der Vermittlung des Museum für Gestaltung Zürich ein Novum.
Bei kollaborativen Prozessen spielt der Faktor Zeit eine grosse Rolle. Es braucht ein intensives wechselseitiges Kennenlernen, um tragfähige Kooperationsstrukturen aufzubauen. Dank der Förderung der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte haben wir jetzt die Chance, ein inhaltlich so ambitioniertes und ressourcenintensives Projekt zu realisieren.

Wie ist die Idee zu diesem Projekt entstanden?
In meiner Zeit am Berliner Werkbundarchiv – Museum der Dinge war die Kooperation mit einer Schule unter dem Label «Das Museum – eine Schule der Dinge» eine Art Ideenschmiede für eine Museumsarbeit, die sich weniger der Repräsentation des Kulturerbes verschrieben hat als vielmehr der Partizipation daran. Das war eine tolle Erfahrung und gab den Impuls, in Zürich ein ähnliches Projekt zu lancieren.

Welche Ergebnisse erhoffst du dir von diesem Projekt und welchen Einfluss werden sie auf das Museum haben?
Die Institution Museum wird von Kindern und Jugendlichen eher mit Einschränkungen in Verbindung gebracht als mit kreativer Anregung, vergnüglichem Lernen, individueller Entfaltung und persönlichem Engagement. Museumjung soll wie ein Katalysator wirken, der den Veränderungsprozess des Museums in Richtung einer stärkeren kulturellen Teilhabe, einer partizipativeren Ausstellungspraxis und der Weiterentwicklung einer innovativen Designvermittlung intensivieren und beschleunigen kann. Die Resultate sollen bis 2024 direkt in die Konzeption, die Gestaltung und das Vermittlungsprogramm einer kritischen und aktivierenden, sinnlichen und lustvollen Neupräsentation der Sammlungen im Toni-Areal münden, welche die wachsenden Erwartungen und avancierten Gewohnheiten eines jungen Publikums hinsichtlich Interaktion und Partizipation erfüllt.

museum-gestaltung.ch

Dr. Nicola von Albrecht (nicola.vonalbrecht@zhdk.ch) ist Leiterin Vermittlung des Museum für Gestaltung Zürich und leitet das Projekt Museumjung.
Leona Veronesi (leona.veronesi@zhdk.ch) ist Mitarbeiterin in der Kommunikation des Museum für Gestaltung Zürich.
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