
Animation: Christine Gertsch
Christine Gertsch, was sind Variable Fonts?
Variable Fonts sind digitale Schriften, die verschiedene Ausprägungen annehmen können. Sie setzen neue Massstäbe beim Gestalten und beim individuellen Leseerlebnis. Bisher brauchte es für jeden Schriftschnitt wie zum Beispiel Normal, Fett und Kursiv eine einzelne Datei. Mit dem neusten Standard für digitale Fonts können diese Schnitte nicht nur in einer einzigen Datei vereint werden, es ist auch möglich, jede Zwischenform einzusetzen. Dies eröffnet den Nutzenden neue Möglichkeiten in der typografischen Gestaltung und im dynamischen Einsatz von Schrift. Die häufigsten Stile in den Variable Fonts definieren die Breite oder die Strichstärke der Schrift. Möglich sind aber auch diverse weitere Varianzen, welche die Neigung, den Strichstärkenkontrast oder die Verspieltheit der Buchstaben bestimmen. Damit können Gestaltende beispielsweise Schrift ohne Verzerrung auf bewegten Plakaten und Websites animieren. Animationsmöglichkeiten sind aber nur ein Mehrwert von Variable Fonts. Heute wird zum Grossteil am Screen gelesen: auf dem Smartphone, dem Tablet oder am Laptop. Alle diese Geräte verfügen über eine Vielzahl von Sensoren wie Kamera, Mikrofon oder Näherungssensor. In Zusammenhang mit diesen Sensoren steckt in den Variable Fonts besonders viel Potenzial: Wenn Schrift auf Messwerte wie Bildschirmgrösse, Umgebungslicht, Lesedistanz oder Audioinput reagiert, eröffnen sich nicht nur diverse Optionen typografischer Inszenierung, auch die Leserlichkeit kann durch präzise Anpassungen optimiert werden – wenn nötig für alle Nutzenden individuell.

Variable Fonts vereinen verschiedene Schriftschnitte in einer Datei von leicht bis fett sowie schmal bis breit. Ian Party, Gründer und Design Direktor der Foundry newglyph, hat den Variable Font Antarctica kreiert und unterrichtet im CAS Type & Brand. Grafik: Christine Gertsch