Ugo Pecoraio setzt sich im Master Art Education mit digitalen Ausstellungsformaten auseinander und hinterfragt die Ökobilanz klassischer Museen.
VON MARTINA EGLI
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Martina Egli: Wieso hast du dich für die Vertiefung «Curatorial Studies» entschieden?
Ugo Pecoraio: Als Designer habe ich mir schon immer die Frage gestellt, wie man eine Arbeit am besten vermittelt, inszeniert und ausstellt. Die aktuelle Krise hat die diesbezüglichen Schwächen der Museen und Ausstellungshäuser offengelegt, aber auch Chancen aufgezeigt. Welchen Weg die Institutionen auch wählen, sie müssen sich anpassen, um nicht aus unserem Leben zu verschwinden. Während meines Studiums möchte ich Möglichkeitsräume reflektieren, im Dialog neue Ansätze entwickeln und diese vielleicht sogar erproben.
Welches sind deine aktuellen Projekte?
Ugo Pecoraio: Über alle meine Projekte hinweg beschäftige ich mich mit der Frage, wie man die Zukunft des Ausstellens neu gestalten könnte. Welche Möglichkeiten bieten scheinbar endlose virtuelle Räume? Welchen Einfluss hat die Digitalität auf die Museen, die Ausstellungshäuser und die Kunst der Zukunft? Und wie gelingt es uns, Ausstellungen zu realisieren, die nicht nur mit den Mitteln der Kunst vor dem Klimawandel warnen, sondern mit klimaneutralen Ausstellungsformaten selbst aktiv die Gestaltung unserer Zukunft in die Hand nehmen?
Brauchen wir Kunst? Und wenn ja, warum?
Kunst ist unabdingbar für die Gesellschaft! Kunstschaffende beschäftigen sich mit den kritischen Fragen unserer Zeit und helfen uns dabei, über die Gegenwart nachzudenken. Dass Kunst in Zukunft noch immer primär an Wänden hängen wird, bezweifle ich allerdings. Vielleicht haben wir bald eine Sammlung auf unserem Smartphone oder tragen digitale Kunstwerke auf einem Datenträger mit uns. Tendenzen in diese Richtung zeigen aktuell die NFTs, die Non-Fungible Tokens, auf dem Kryptomarkt. Ob Kryptokunst die Zukunft des Kunstmarktes sein wird oder nur ein Hype, wird sich wohl erst zeigen.
Wer oder was verdient es, dass wir genauer hinhören?
Unsere Zukunft. Um auf der Erde eine lebenswerte Zukunft zu haben, ist Handeln unabdingbar. In der Kunst haben wir noch einiges aufzuholen. Nach wie vor gibt es zahlreiche Museen, die mit Blockbusterausstellungen zu regelrechten Energieschleudern werden.