Im Spannungsfeld zwischen Design und Skulptur

Fotos: Regula Bearth © ZHdK

Studierendenporträt Dorian Büchi

Traditionelle Techniken modern interpretiert: Dorian Büchi, Student im Master Fine Arts, lässt sich für seine künstlerische Praxis von der Natur und der überlieferten Handwerkskunst inspirieren.

VON LUKAS ZITZER
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Lukas Zitzer: Bitte erzähl uns ein wenig über dich und deine künstlerische Praxis.
Dorian Büchi: Ich bin auf dem Land zwischen Genf und Lausanne aufgewachsen. Die meiste Zeit meiner Kindheit habe ich im Freien verbracht und mit meinem Bruder die verschiedensten Dinge gebaut. Die Natur hat in meinem Leben immer eine wichtige Rolle gespielt, und sie ist heute ein zentraler Teil meiner Kunstpraxis. Ich bin fasziniert von der Rolle der Natur bei der Ausformung der eigenen Ästhetik. Zudem reizt mich die Vorstellung, Dinge aus der Natur, die keine ersichtliche Funktion für das direkte Überleben unserer Spezies haben, zu nehmen und zu zerstören, um so Kunst zu schaffen. Im Moment interessiere ich mich für die Werke von Martin Puryear, Julian Charrière, Chloe Wise und Andrea Zittel, um nur einige zu nennen. Ich habe aber auch Werke aus den 1930er- und 1940er-Jahren von Georgia O’Keeffe und Barbara Hepworth wiederentdeckt.

Lukas Zitzer: Welches sind deine aktuellen Projekte?
Dorian Büchi: Zurzeit arbeite ich an einer Serie von Holzskulpturen, die von traditionellen Kanupaddeln inspiriert sind. Sie stellen Objektedar, die zwar als nützliche Werkzeuge erscheinen, aber so konstruiert sind, dass sie dem Widerstand des Wassers nicht standhalten und daher nutzlos sind. Ich strebe etwas zwischen Design und Skulptur an. Ich habe eine tiefe Verbindung zu Objekten und Werkzeugen sowie deren Bedeutung. Für einige meiner neusten Arbeiten habe ich Holz aus dem Garten meines Grossvaters benutzt. Ich versuche, wenn immer möglich, Materialien nachhaltig zu nutzen.

Welchen Wert hat das Handwerk in deiner Kunst?
Handwerk ist für mich nicht nur Mittel zum Zweck, sondern vielmehr integraler Bestandteil meiner Praxis. Ich mag es, traditionelle Techniken und Medien zu erforschen und sie in einem zeitgenössischen Kontext anzuwenden. Ich versuche, so viel wie möglich allein zu machen, um möglichst viel Know-how zu sammeln. Je genauer ich ein Material oder eine Technik verstehe, desto besser kann ich sie zur Interpretation meiner Ideen nutzen.

Das Thema dieser Ausgabe von Zett ist «Renaissance». Kannst du in deiner künstlerischen Arbeit einen Aspekt der Renaissance erkennen?
Sicher, ich glaube, dass wir als Künstler ständig versuchen, uns und unsere Ideen neu zu erfinden. Ich arbeite seit einiger Zeit an einer Reihe von Ölgemälden, die Feigenkakteen darstellen. Ich bin verblüfft von der Geschwindigkeit und der Art, wie sie gedeihen; sie brauchen kaum Wasser und können überall wachsen. Sie regenerieren sich einfach, es ist, als ob sie sich ständig weiterentwickeln würden.

Ganz allgemein: Wer oder was verdient eine Renaissance?
Die traditionelle Drucktechnik.

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Lukas Zitzer ist Kommunikationsverantwortlicher des Departements Fine Arts der ZHdK.
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