
Schnitt für Schnitt: Die beiden Filmstudierenden Gina Calamassi und Hubert Schmelzer arbeiten am 16-mm-Steenbeck-Schneidetisch. Foto: Johannes Dietschi © ZHdK
Lieblingsstück
VON SOPHIE KÄSER
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Der analoge Filmschnitt ist längst Geschichte. Und doch war er den Filmstudierenden Gina Calamassi und Hubert Schmelzer schon im ersten Semester ins Auge gestochen: der legendäre 16-mm-Steenbeck-Schneidetisch. «Er steht bei uns an der ZHdK, wir hatten ihn jeweils beim Arbeiten am Computer im Rücken. Gina und ich dachten: Wie cool wär das denn, damit zu schneiden!», erzählt Hubert. Die Gelegenheit bot sich, als eine befreundete Filmemacherin einen analogen Experimentalfilm an der Hochschule für bildende Künste Hamburg machte. Gina und Hubert, Studierende im Master Film in Film Editing an der ZHdK, stiegen ins Projekt ein. Eine Einführung in die hohe Kunst des analogen Schnitts erhielten sie von den Schnittmeistern Bernhard Lehner und Mike Schaerer. «Der Anfang war komplex. Wahnsinn, wie lange wir allein das Material sortiert und versucht haben, ein System zu finden», erinnert sich Gina. «Wir haben von jedem Bild ein Foto gemacht und die Aufnahmen auf dem Tisch hin- und hergeschoben, bevor wir geschnitten haben.»
Die nächste Herausforderung folgte: Der Schneidetisch stieg aus. Über die Weihnachtstage einen Techniker und rare Ersatzteile finden? Eine Odyssee! Und doch sind sich die beiden einig: Es hat sich alles gelohnt. «Das manuelle Schneiden war mit einem Zauber verbunden. Zu sehen, wie sich der Film mit dem Schnitt verändert, jedes Bild anders leuchtet», so Hubert. Gina ergänzt: «Die Limitationen brachten viele tolle Erfahrungen im Umgang mit dem Material mit sich. Man muss vorausdenken und sich vorstellen können, wie das Projekt am Ende aussehen wird. Dieses Abstrahieren – das nehme ich mit.»
Übrigens: Ganz ohne die neue Welt kam die alte dann doch nicht aus. Der Zeitdruck und der grosse Aufwand zwangen die Studierenden, die anspruchsvolle Tongestaltung am Ende auf Avid fertigzustellen – also mithilfe moderner Technologie.

Still aus dem analog geschnittenen und digital fertiggestellten Film «Degardisi» von Regisseurin Faezeh Nikoozad.