Selbstzensur ist fake

Porträts: Regula Bearth © ZHdK. Kunst: Gaia Del Santo

Studierendenporträt Gaia Del Santo

Fine-Arts-Studentin Gaia Del Santo versucht unter Einbezug des Internets mit Kunst die menschliche Existenz zu ergründen. Das Datenkabel als Nabelschnur, Datenprofile und die allmächtige Matrix umgeben und beschäftigen die junge Künstlerin der Generation Z so selbstverständlich wie die Natur selbst.

VON LUKAS ZITZER
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Lukas Zitzer: Warum studierst du Kunst?
Gaia Del Santo: Kunst ermöglicht es mir, mich und meine Ideen zu verwirklichen, mich aufzulösen, wiederzufinden und zu wachsen.

Woran arbeitest du momentan?
Ich reflektiere das Verhältnis, das ich zu meinen Datenprofilen habe. Wir sehen uns nie. Beeinflussen uns aber konstant. Ich möchte nicht, dass sie andere zu sehen bekommen. Trotzdem sind sie mir irgendwie egal.

Gibt es ein wiederkehrendes Thema in deiner künstlerischen Arbeit?
Schwierig zu sagen. Meistens beschäftige ich mich mit vielen Themen gleichzeitig. Die einzelnen Arbeiten haben immer ein Kernthema. Dieses variiert jedoch stark von Werk zu Werk. Am prominentesten vertreten scheinen mir Themen wie Generation Z, Internet, Subkulturen, mein Wesen im Austausch mit der Umwelt und Gefühle. Ganz allgemein, was es bedeutet, Mensch zu sein in der heutigen Zeit.

Was inspiriert dich?
Es könnte wirklich nicht klischeehafter sein, aber mein ganzes Leben und mein Umfeld. Wirklich alles, von Mutter Natur bis zur Matrix, Mutter Internet. Alles hängt ja irgendwie zusammen, übt Einfluss aufs andere aus und wirkt dann auf mich. Momentan werden meine Gedanken und Ideen vor allem von sozialen und politischen Missständen geprägt, bei denen die Generation Z im Zentrum steht.

Wer oder was passt gar nicht zu dir?
Ich kann es nicht leiden, mich selbst zu zensieren. Es ist, als ob ich ein Stückchen meines Seins in einem imaginären Friedhof begraben würde. Irgendwo ganz vorne in meinem Kopf, was mich dann mega nervt. Selbstzensur ist manchmal nötig, aber fake.

Auf welches Objekt könntest du in der Quarantäne auf keinen Fall verzichten?
Ich glaube, ich wäre ohne meine Ladekabel ziemlich aufgeschmissen. Irgendwie sind Geräte ewige Neugeborene. Ständig werden sie von der Nabelschnur getrennt und müssen früher oder später wieder an die Matrix. Ein schöner und zugleich trauriger Gedanke, finde ich.

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Lukas Zitzer ist Kommunikationsverantwortlicher des Departements Fine Arts der ZHdK.
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