
Clownin und ZHdK-Alumna Gardi Hutter wurde mit dem Ehrentitel «Honorary Companion ZHdK» und Aram Hasler, Absolventin der Tanz Akademie Zürich (taZ), mit dem «Companion ZHdK» ausgezeichnet. Foto: Johannes Dietschi © ZHdK
Die «Companions ZHdK» Gardi Hutter und Aram Hasler im Gespräch
Sie stehen auf der Bühne, aber dies macht nur einen kleinen Teil ihrer Arbeit aus: Clownin und ZHdK-Alumna Gardi Hutter ist auch ein Unternehmen. Für Aram Hasler, Tänzerin und Absolventin der Tanz Akademie Zürich (taZ), ist das harte Training genauso wichtig wie die Performance. Die beiden Preisträgerinnen der Ehrentitel der ZHdK im Gespräch über Handwerk, Disziplin und ihre Vorstellungen einer Kunsthochschule der Zukunft.
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Jörg Scheller: Welches waren Ihre prägenden Erfahrungen an der ZHdK im Hinblick auf Ihre berufliche Laufbahn?
Gardi Hutter: Zu meiner Zeit war Schauspielerin werden zu wollen noch ein Akt der Rebellion. Heute gehört es fast zum guten Ton, dass wenigstens ein Kind in die Schauspielschule geht. Ich hatte das Glück, dass die Theaterpädagogik gerade neu erfunden wurde. Das heisst, wir Studierenden wurden gefragt, was wir lernen wollen, was wir unserer Meinung nach lernen müssten oder was wir danach können wollen würden. Wir haben quasi unsere Fächer selbst erfunden. Mir war klar: Ich möchte lernen, wie man Stücke schreibt. Damals hatten wir in der Theaterpädagogik eine eher breitere Ausbildung als im Schauspiel.
«Zu meiner Zeit war Schauspielerin werden zu wollen noch ein Akt der Rebellion.» Gardi Hutter
Aram Hasler: Meine Lehrerin Steffi Scherzer und mein Lehrer Oliver Matz waren in den Momenten da, als es darauf ankam. Als ich etwa 13 Jahre alt war, haben sie gesagt: ‹Sie hat Talent, sie wird gefördert.› Ich nahm an Wettbewerben teil, was ein sehr wichtiger Bestandteil der Ausbildung ist, weil man an diesen lernt, mit Druck umzugehen. Bei der Aufführung des «Erdbeeri Mareili» durfte ich miterleben, wie Tanzkreationen entstehen. Diese Erfahrungen haben mich auf das Berufsleben vorbereitet – nebst der klassischen Ausbildung, die ich mir hart erarbeiten musste.
Jörg Scheller: Was muss ein zeitgenössisches Studium bieten für die Disziplinen, in denen Sie beide unterwegs sind?
Gardi Hutter: Die Basis ist sicher gutes Handwerk: Man muss wirklich können, was man lernt – welche Kunst auch immer. Aus meiner Sicht ist auch die Frage zentral, wie junge Künstlerinnen und Künstler ihr Eigenes finden. Wie können kreative Prozesse in Gang gebracht werden, damit Studierende nicht völlig von einem Regisseur, einer Intendantin oder einem Autor abhängig sind? Wie das genau gelingt, weiss ich nicht, aber es sollte immer das Ziel sein.
Aram Hasler: Jede Schule muss fortschrittlich sein und offen bleiben. Als Tänzerin glaube ich daran, dass die klassische Grundlage sehr wichtig ist. Das harte Training stärkt nicht nur den Körper, sondern auch den Geist. Klassische Ballettcompagnien öffnen sich immer mehr dem zeitgenössischen Tanz. Ich finde es darum wichtig, dass Studierende auch moderne Choreografien wie beispielsweise diejenigen von Crystal Pite oder Sharon Eyal kennenlernen – nebst der klassischen Ausbildung.
«Das harte Training stärkt nicht nur den Körper, sondern auch den Geist.» Aram Hasler
Gardi Hutter: Wäre ich noch Studentin, würde ich gerne mit Tänzerinnen und Tänzern über den Körper reden. Wir arbeiten beide mit dem Körper, aber es sind extrem verschiedene Formen gefragt. Diesen Austausch zu intensivieren, fände ich spannend. Das ist genau die Chance, die das Toni-Areal bietet als Ort, der alle Disziplinen unter einem Dach vereint.
Jörg Scheller: Wie empfinden Sie als Künstlerinnen das Spannungsfeld zwischen Organisation und Kreativität?
Gardi Hutter: Ich bin auch ein Unternehmen. Ich habe mal ausgerechnet, dass die Zeit, die ich auf der Bühne spiele, nur gerade 2 Prozent meiner Arbeit ausmacht. Ich bin mehr im Auto, ich bin mehr im Büro, ich bin überall mehr als auf der Bühne.
Aram Hasler: Ich werde in erster Linie als Künstlerin wahrgenommen. Das Kreative kommt immer zuerst. Ich bin aber auch am Athletischen interessiert und finde es wichtig – gerade als Frau –, auch da stärker zu werden. Vielleicht entwickeln wir so in Zukunft unsere eigene Körpersprache und wirken damit antiquierten Wahrnehmungen entgegen. Dies voranzutreiben, ist mir wichtig.
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Zett-Beitrag zu Aram Hasler