Studierendenporträt Karolina Eurich
Karolina Eurich studiert klassischen Sologesang im Master Musikpädagogik. Sie mag experimentelle Musik und will sich in keine musikalische Schublade stecken lassen.
VON GIULIA ADAGAZZA
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Giulia Adagazza: Wieso hast du dich für diesen Studiengang entschieden?
Karolina Eurich: Ich habe erst klassisches Klavier in Osnabrück und danach Gesang in Hannover studiert. Beim Singen wollte ich mich von Anfang an stilistisch nicht eingrenzen. Es ist mir sehr wichtig, meiner eigenen Sprache und Ausdrucksfähigkeit treu zu bleiben. In Hannover wurde es mir noch während des Bachelorstudiums zu eng. Ich ging für drei Monate nach Indien, kam dann für ein Austauschsemester nach Zürich und blieb. An der ZHdK darf ich künstlerisch experimentieren, lerne eine solide Gesangstechnik und werde in meiner ganz persönlichen Entwicklung unterstützt.
Welches sind deine aktuellen Projekte?
Unter meinem Künstlernamen Kara Leva verfolge ich Projekte im zeitgenössischen klassischen Bereich im Spannungsfeld zwischen komplexer Notation und transdisziplinärer, experimenteller Musik. 2020 und 2021 werde ich für die neue Oper «The Promised Space» der argentinischen Komponistin Silvia Fómina als Solistin auf der Bühne stehen. In ihren Kompositionen verbindet Fómina Musik mit Gesten und Videoinstallationen. Auf dem Programm stehen Auftritte in Argentinien, Deutschland, Italien, Vietnam und der Schweiz. Geplant ist ausserdem, dass ich in einer Technooper und in weiteren transdisziplinären Projekten von Freundinnen und Freunden aus den ZHdK-Studienbereichen Sound Design und Film mitwirke.
Was inspiriert dich?
Menschen, die Dinge hinterfragen, auf ihre Intuition hören und die Gesellschaft aktiv mitgestalten. Und mutige Frauen wie die jüdische Intellektuelle Etty Hillesum, die Schriftstellerin Lou Andreas-Salomé, meine Grossmutter und viele mehr.
Was willst du nach dem Studium machen?
Ich möchte meine Freude am Singen auf vielfältige Weise mit meinen Mitmenschen teilen und die verbindende Qualität der Musik nutzen, um Menschen zusammenzubringen. Als singende Performerin will ich ein grösseres Bewusstsein für meine Bühnenpräsenz entwickeln: Wie singe ich und wie bewege ich mich, in welchem akustischen und visuellen Rahmen kommt meine Stimme am besten zum Tragen? Als Pädagogin finde ich es spannend, Menschen dabei zu unterstützen, ihre eigene befreite Stimme zu entdecken. Gerne würde ich neue Formen von Gesangsunterricht entwickeln und beispielsweise in der Natur oder bei Spaziergängen unter Einbezug aller Sinne unterrichten.