Der Schweizer Jazznachwuchs auf Städtetour

Input Festival an der ZHdK

Vom 15. bis zum 23. Oktober 2019 tourt der Schweizer Jazznachwuchs im Rahmen des DKSJ Exchange Festival durchs Land: Die besten Jazzstudierenden aus fünf Schweizer Musikhochschulen machen halt in Basel, Bern, Lausanne, Luzern und Zürich. Mal stehen sie selbst auf der Bühne, mal laden sie andere an ihre Hochschule ein. An der ZHdK wird das DKSJ All Star Ensemble ins Rahmenprogramm des Input Festival im Klub Mehrspur eingebettet. Wie wichtig Austausch und Vernetzung für den modernen Jazz sind, verrät Gregor Hilbe, Leiter Jazz und Pop, im Interview.  

VON LEA DAHINDEN

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Lea Dahinden: Welche neuen Töne schlägt der Schweizer Jazznachwuchs an?
Gregor Hilbe: Die Entwicklungen sind sehr vielseitig. Einerseits ist ein starkes Engagement in verschiedensten Improvisationsformen wahrzunehmen: Vom Gamut-Kollektiv bis zum neuen #JazzMarathon sind sehr starke Bewegungen und Initiativen in der Schweizer Szene bemerkbar, die auch ein sehr junges und aktives Publikum ansprechen. Andererseits sind in den elektroakustischen Mischformen sowohl ein historischer Fusion-Trend als auch eine starke Integration elektronischer Ästhetiken im Jazz hör- und spürbar.

Soll man die alten Traditionen im Jazz aufrechterhalten?
Man muss nichts künstlich aufrechterhalten: Starke Traditionen haben so oder so immer eine grosse Sogkraft für junge Musikerinnen und Musiker. Da Jazz die erste Musik war, die vor allem über Tonträger tradiert wurde, ist durch das unmittelbare Medium die direkte Emotion eines längst vergangenen Moments sofort greifbar. Die «Characters» der Protagonistinnen und Protagonisten sind ganz direkt emotional spürbar.

Inwiefern kann ein Festival wie das Input Festival die Entwicklung der Schweizer Jazzlandschaft beeinflussen?
Das Input Festival ist in der grossen Landschaft derartiger Events natürlich nur ein kleiner Puzzlestein, verbindet aber unterschiedlichste Communitys, die sich so noch besser kennenlernen, inspirieren und vernetzen können: Studierende mit Studierenden, relevante Artists mit Studierenden und Alumni, Dozierende mit Alumni etc.

Welche Fragen und Wünsche beschäftigen Jazzstudierende verschiedener Musikhochschulen?
Das ist höchst individuell: Viele Fragen kreisen um Kreationsprozesse, Performance, neue Businessmodelle, Vermittlung … Oft beschäftigen unsere Studierenden auch produktionsbezogene Fragen im Bühnen- und Studiobereich. Aber natürlich stehen auch persönliche Fragen im Zentrum: Identität, Fokus, Kreativität, Motivation und vieles mehr.

Das Input Festival bietet Raum für Austausch und Inspiration. Kommt es auch zu Konkurrenzkämpfen?
Es herrscht eine Atmosphäre der Kollegialität und oft auch tiefer Freundschaft zwischen unseren enorm umgänglichen und sozial-kompetenten Studierenden. Zusammenarbeit wird grossgeschrieben. In einem immens anspruchsvollen Gebiet wie dem Kunstbetrieb unterstützen sie sich gegenseitig, was ihnen auch zusätzliche Ressourcen zugänglich macht.

19.–24. Oktober 2019
Musikklub Mehrspur, Toni-Areal, Förrlibuckstrasse 109, Zürich
Informationen zu den Konzerten: www.mehrspur.ch/label/input-festival
Gregor Hilbe (gregor.hilbe@zhdk.ch) ist Leiter Jazz und Pop an der ZHdK. Er studierte an der Kunstuniversität Graz und lebte unter anderem in Paris und London. Von 1999 bis 2016 leitete er am Jazzcampus der Musik-Akademie Basel die Schlagzeugklasse sowie den Studiengang Producing/Performance, den er gegründet hat.
Lea Dahinden ist Projektleiterin in der Hochschulkommunikation der ZHdK.

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