
Claire E. Schnyder macht Pause im Garten auf der Dachterrasse des Campus Toni-Areal. Foto: Regula Bearth
An ihrer Nachhaltigkeit will sich die Zürcher Hochschule der Künste künftig messen lassen. Sie spielt eine zentrale Rolle in der neuen Strategie der Hochschule. Verwaltungsdirektorin Claire E. Schnyder beantwortet Fragen zum Fliegen und Recyceln an einer Kunsthochschule, windet dem grossen Dampfer Toni-Areal ein Nachhaltigkeitskränzchen und erklärt, was ein Studium an der ZHdK sozial nachhaltig macht.
VON CAROLINE SÜESS
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Caroline Süess: Wie gross ist der ökologische Fussabdruck der ZHdK?
Claire E. Schnyder: Das wissen wir derzeit nicht. Wir sind daran, ein Unternehmen auszuwählen, das unsere erste Ökobilanz erstellt. Der Nachhaltigkeitsbericht 2019 wird erstmals unsere Umweltbelastungspunkte ausweisen.
Die ZHdK orientiert sich an den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Lassen sich diese auf eine Hochschule herunterbrechen?
Ja, wenn auch nicht alle im selben Mass. Nicht alle sind gleich relevant für eine Kunsthochschule. Wir verankern derzeit die 17 SDG (Sustainable Development Goals) im Hochschulalltag. Verschiedene Initiativen greifen das Thema in Lehre und Forschung auf, zum Beispiel der Pilot «Ökologie/Nachhaltigkeit» und die Projektstudie «Zentrum Nachhaltigkeit». Geplant ist unter anderem, dass thematisch passende Veranstaltungen im Vorlesungsverzeichnis diesen Zielen zugeordnet und entsprechend gekennzeichnet werden.
Die Flugreisen von ZHdK-Angehörigen konnten schneller als erwartet reduziert werden. Wie ist das gelungen?
Indem sich jedes Departement selbst Ziele gesetzt und die digitale Kommunikation vermehrt genutzt hat. Um unsere Flugreisen weiter zu reduzieren, wird das Koordinieren von Reisen wichtiger werden, denn idealerweise werden auf einer Reise mehrere Aufgaben erledigt. Flugreisen sollten wo sinnvoll durch Zugreisen ersetzt und der CO2-Ausstoss standardmässig kompensiert werden.
Das neue, strategisch zentrale Projekt Shared Campus wird kaum weniger Flüge generieren.
In erster Linie ist der Shared Campus ein virtueller Campus. Die ZHdK und internationale Partnerhochschulen bündeln ihre Kompetenzen und Ressourcen für gemeinsame Angebote in Lehre und Forschung. Internationale Aktivitäten sind für uns unabdingbar – ein klimasensibler Umgang damit ist möglich.
Wann ist ein Studium sozial nachhaltig?
Wenn wir Studierende so ausbilden, dass sie später von ihrer professionellen Tätigkeit leben können und darauf vorbereitet sind, den Wandel aktiv mitzugestalten.
Wie nachhaltig ist das Toni-Areal?
Ziemlich nachhaltig, denn es erfüllt den Minergie-Standard. Grösse per se ist nicht klimafeindlich, im Gegenteil: Dreht man hier und dort an einer Schraube, macht dies schnell viel aus. Es sind auch viele kleinere Massnahmen, die Strom sparen, wie etwa die Voreinstellung der Bildschirmschoner auf Schwarzweiss oder die fortschreitende Zentralisierung der Datenspeicherung. Und nicht zu vergessen: Die ZHdK verbraucht dank des Toni-Areals weniger Ressourcen als an ihren früher 39 Standorten.
Im Recycling – PET-Flaschen ausgenommen – schneidet die ZHdK schlecht ab. Woran liegt das?
Wir nutzen das Material aus Ausstellungen und Werkstätten häufig nur einmal. Brauchbares Material sollte aber nicht einfach entsorgt und bei Bedarf wieder neu angeschafft werden. Dies liegt zurzeit vor allem an fehlenden Lagermöglichkeiten. Wir sind deshalb dabei, Lagerflächen zu optimieren.
Was bedeutet Nachhaltigkeit bei der Materialbeschaffung?
Unsere Beschaffungsverantwortlichen überprüfen Unternehmen in Bezug auf ökologische wie auch soziale Nachhaltigkeitskriterien. In der IT orientiert sich die ZHdK neu an den Empfehlungen der Electronics Watch, die auf faire Arbeitsbedingungen bei den Herstellern achtet. So üben wir mit unserem jährlichen Beschaffungsvolumen von 8 Millionen Franken einen gewissen Einfluss aus.
Bringt Nachhaltigkeit neue Freiheiten mit sich?
Die Frage der Freiheit ist eine persönliche Frage. Nachhaltiger zu leben bedeutet für mich, mir Gedanken zu machen, wie viel ich wovon konsumiere, und mich zu informieren. So gesehen ist Nachhaltigkeit in meinem Fall eine Befreiung von unreflektiertem Konsum. Wie für mich möchte ich meinen, dass Fakten und Zahlen auch für die ZHdK wichtig sind, weil sie uns helfen, unsere Anstrengungen für mehr Nachhaltigkeit zu steuern.
Deine aktuelle Lieblingsidee, um nachhaltig zu leben?
Bienenwachstücher statt Frischhaltefolie.
Wie arbeiten wir nachhaltig?
Indem wir bewusst mit unseren eigenen Kräften umgehen, Pausen machen und aufhören zu arbeiten, wenn es Zeit ist. Wichtig ist, dass man in der Freizeit abschalten kann. Das SDG dazu heisst «Gesundheit und Wohlergehen».
www.zhdk.ch/strategie