
Wer quer denkt, verlässt alte Bahnen und zweigt in neue Kanäle des Denkens ab, beginnt also «out of the box» zu denken wie diese staunende Gestalt aus einer Zeichnung der Künstlerin Heike Kati Barath. Foto: Paolo Bianchi
Paolo Bianchi, was ist Querdenken?
Skeptiker behaupten, es gäbe keine feste Definition für den Begriff, daher handle es sich nur um ein luftiges Modewort. Das Gegenteil ist der Fall: Der Brite Edward de Bono entwickelte 1967 die Denkmethode des «lateral thinking», was soviel wie Querdenken oder Um-die-Ecke-Denken bedeutet. Die Überzeugung dahinter lautet, dass sich aus ver-rückten Vorschlägen die besten Ideen entwickeln lassen. De Bono erklärt: «Man gräbt kein zweites Loch, wenn man ein bereits vorhandenes vertieft. Das laterale Denken wird angewendet, um woanders ein Loch zu graben.» Querdenker sind Menschen, die sich nicht in Schubladen stecken lassen. Wer querdenkt, braucht das Ausschweifende, das krumm Geratene, meidet die zielstrebige Gradlinigkeit und lässt sich über irritierende Umwege führen. Das Querdenken ist ein Akt und keine Sache. Es aktiviert vernachlässigte Ressourcen zu einer Gestaltungskraft, umgeht Gewohnheiten, um frei zu sein für neue Blicke und Erfahrungen. Jedes unvorhergesehene Erlebnis schliesst einen neuen Erfahrungsraum in uns auf. Die Routinen der inneren und äusseren Abläufe geraten in den Prozess einer Transformation, in dem etablierte Verhaltensweisen durch Subversion erschüttert werden. So entstehen Momente der Offenheit für Abweichungen, für Ungeplantes und bislang Unverfügbares, genährt aus den Quellen unbewusster Kräfte.
Informationsveranstaltung CAS Creationship
Samstag, 29. Juni 2019, 10–15 Uhr
Toni-Areal, Raum 7.E02, Ebene 7, Pfingstweidstrasse 96, Zürich
Veronika Schuster: Irritierende Umwege gehen. In: Das Magazin von Kultur Management Network, Nr. 142/2019, S. 25–31.
www.kulturmanagement.net