Der Autorenfilm ist ihr Steckenpferd

Der Psychothriller «Der Unschuldige» des Kollektivs 8 horses besteht aus elf Gründerinnen und Gründern. Sieben von ihnen haben an der hgkz, einer Vorgängerinstitution der ZHdK, studiert und ihr Diplom zwischen 2002 und 2008 gemacht.

Sie sind Freunde und Filmemacher. Die elf Gründerinnen und Gründer des Kollektivs 8 horses entwickeln und produzieren gemeinsam Autorenfilme. Vier ZHdK-Alumni erzählen, was sie verbindet, wie sie arbeiten und wie ihr aktuelles Projekt, der Psychothriller «Der Unschuldige», entstand.

VON LEA DAHINDEN
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Es war 2012 an einer Weihnachtsparty, im Hintergrund lief der Soundtrack des Kinofilms «Der Profi» mit Jean-Paul Belmondo. Plötzlich lagen sie sich in den Armen und feierten im Kollektiv. 8 horses, das sind Tolga Dilsiz, Aurelius Eisenreich, Simon Guy Fässler, Nicole Hoesli, Matthias Huser, Simon Jaquemet, Susanne Kaelin, Lorenz Merz, Tobias Nölle, Gabriel Sandru und Nicolò Settegrana: elf Filmschaffende, und keine acht Pferde. «Wir haben 8 horses ohne ein konkretes Projekt gegründet», meint Guy Fässler, der in Hamburg studierte und für eine Hospitation – und der Liebe wegen – an die ZHdK nach Zürich zurückkehrte. Dass man als Firma mindestens zwei Jahre bestehen muss, um in der Schweiz Fördergelder für Filmproduktionen beanspruchen zu können, war sicher Teil des Entscheids. Innerhalb des Kollektivs darf jeder und jede den eigenen Impulsen folgen und Projekte anreissen. «Unsere Ideen kommen immer von der jeweiligen Person, nicht von anderer Seite», weiss Simon Jaquemet die Vorteile gegenüber einer klassischen Produktionsfirma zu schätzen.

Kreativ dank Kollektiv
8 horses, das sind Regisseure, Produzentinnen, Drehbuchautoren, bildende Künstlerinnen und Kameramänner. Viele Projekte laufen parallel: Mal wird ein Rohschnitt gesichtet, mal werden die Bilder in der Grading Suite bearbeitet und wieder ein anderes Mal pitcht einer seine neuste Idee. Auf diese Weise ist das Roadmovie «Cherry Pie» entstanden. Auch die Filme «Aloys» und «Chrieg» sind Postproduktionen Marke 8 horses. Als Kollektiv können sie eine Bandbreite von Qualitätsfilmen vorweisen, was wiederum die Finanzierung künftiger Projekte erleichtert.

Die Zusammenarbeit im Kollektiv funktioniert vielleicht auch deshalb so gut, weil an deren Anfang nicht die Arbeit, sondern die Freundschaft stand. Die gemeinsame Ausbildung an der ehemaligen hgkz, einer Vorgängerinstitution der ZHdK, schweisste sie zusammen. Teilweise nur acht Studierende waren sie pro Jahrgang. «Die hgkz war eine Kunstschule, keine klassische Filmschule», findet Nicolò.

Geld verdienen und Geld verteilen
Das aktuellste Projekt von 8 horses ist Simon Jaquemets Psychothriller «Der Unschuldige». Allrounder Jaquemet hat damit nach «Chrieg» seinen zweiten Langspielfilm realisiert, der im Oktober 2018 in den Schweizer Kinos angelaufen ist. Seine Produzenten Tolga Dilsiz und Aurelius Eisenreich koordinierten die Fördereingaben und die Verleiharbeit und haben momentan alle Hände voll zu tun; für den Schweizer Filmpreis wurde der Film gleich in vier Kategorien nominiert. «Der Unschuldige» ist eine deutsche Koproduktion und mit einem Budget von 3 Millionen Franken eine grosse Kiste. Dank Festivalpräsenz und Kinoeintritten fliesst nun auch wieder Geld zurück, das 8 horses in angedachte Projekte investieren werden. Neue Ideen warten nur darauf, verfilmt zu werden.

www.8horses.ch

8 horses ist ein Filmkollektiv, bestehend aus elf Filmschaffenden wie Regisseure, Produzentinnen, bildenden Künstlerinnen, Drehbuchautoren und Kameramänner. Sieben von ihnen haben an der hgkz, einer Vorgängerinstitution der ZHdK, studiert und ihr Diplom zwischen 2002 und 2008 gemacht. Die Firma wurde 2013 gegründet und hat ihren Sitz in Zürich-Binz.
Der Psychothriller «Der Unschuldige» war in vier Kategorien für den Schweizer Filmpreis nominiert. Judith Hofmann gewann in der Kategorie «Beste Darstellerin».
Lea Dahinden ist Projektleiterin in der Hochschulkommunikation.
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