
Fabio Hendry und Seongil Choi (rechts) entwickeln neue Verfahrensmethoden und nutzen ungewöhnliche Materialien für ihre Designobjekte. Foto: © Hansruedi Rohrer
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VON CORINA ZUBERBÜHLER
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Wenn ich ohne langes Recherchieren auf überraschende Designarbeiten von ZHdK-Alumni stosse, freut mich dies stets. So entdeckte ich an der Designbiennale Zürich im Herbst 2017 etwa den ehemaligen Style-und-Design-Studenten Fabio Hendry, der mit seinem Londoner Studio ilio vertreten war. Fabio und sein Partner Seongil Choi haben sich darauf spezialisiert, Verfahrensmethoden zu entwickeln oder zu adaptieren und mit ungewöhnlichen Materialien – beispielsweise menschlichem Haar oder Nylonpulver, das als Abfallprodukt beim 3D-Drucken entsteht – Designobjekte zu realisieren.
Dies kommt bei ihrer Serie «Hot Wire Extensions» besonders gut zur Geltung. Dabei wird mittels einer Wärmequelle und Sandes, der als Füllstoff und Wärmeleiter dient, Nylonpulver geschmolzen und mit dem Sand verbunden. Während des Aushärtungsprozesses verwandelt sich die Mischung in einen festen Körper, und ein Objekt entsteht. Betrachtet man den Hocker Basic Stool, sticht die eigenwillige Formensprache ins Auge – und die Frage, wie dieses Objekt wohl gefertigt worden ist, rückt ins Zentrum. Weil das Objekt organisch um die Wärmequelle gewachsen ist, erhält es einen eigenwilligen Ausdruck. Es lässt sich im Vergleich zu herkömmlichen Hockern, die mit altbekannten Produktionsmethoden gefertigt wurden, nur schwer einordnen. Spannend bei dieser und weiteren Arbeiten Fabio Hendrys ist, dass sich der Designer nicht an erster Stelle überlegt, wie er sein Objekt gestalten möchte. Er erkundet mittels einer neuen Technologie, welches Formenrepertoire sich ihm durch die Anwendung der neuer Verfahrenstechnik erschliesst.

Eine eigenwillige Formsprache: der Hocker Basic Stool. Foto: © Hansruedi Rohrer
Ähnlich begeistert von Fabios Experimenten muss auch die Jury des prix netzhdk gewesen sein, die ihn zum diesjährigen Preisträger erkoren hat. Da sich die Jury aus Personen aus den Bereichen Kunst, Musik, Kunstvermittlung, Kuration und Design zusammensetzt, habe ich nun die Bestätigung, dass Fabios Arbeiten nicht nur erfahrene Designer, sondern auch Expertinnen aus anderen künstlerischen Feldern begeistert.
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