
Wer ihn einmal entdeckt hat, gibt ihn meist nicht mehr her: den Shorty. Foto: Silke Fischer © ZHdK.
Lieblingsstück
VON SILKE FISCHER
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Der Shorty ist ein kurzer, dicker, sechseckiger Fallminenbleistift. Man muss ihn nicht anspitzen, er schreibt auf jedem Untergrund, sogar auf Glas. Ich habe meinen Shorty Mitte der 80er-Jahre von meinem Vater geschenkt bekommen – der Shorty kam gerade auf den Markt und ich wurde an der Hochschule für bildende Künste Hamburg angenommen. Erst fand ich den Stift zu technoid, dann habe ich aber angefangen, Selbstporträts damit zu zeichnen. Später habe ich alles damit gemacht: Skizzen, Notizen, Markierungen, Grundrisse. Meine Handschrift wurde immer grösser.
Irgendwann habe ich auch einen Shorty verschenkt, an ein Patenkind zum siebten Geburtstag. Aber auch Piet hat das Geschenk nicht angerührt – bis er irgendwann 100 Oneliner am Stück damit zeichnete.
Diesen Text schreibe ich auf einem iPad, den Shorty habe ich schon länger nicht mehr benutzt. Obwohl ich seit Kurzem sogar zwei Shorties in der Tasche trage, meinen weissen und einen neuen schwarzen: Als ich Anfang Jahr an der ZHdK angefangen habe, habe ich versehentlich den Stift meines Kollegen Georg Bringolf eingesteckt. Auch er benutzt den Shorty seit Jahren. Georg hat sich inzwischen einen neuen roten gekauft und mir den schwarzen, gemopsten überlassen. Nachdem ich gerade einen langen Zeitungsartikel über das rasante Verschwinden der Handschrift gelesen habe, will ich meine zwei Shorties nun wieder viel öfter benutzen.