
Intonation und Stabilität der Töne erfordern grosse Geschicklichkeit: das historische Serpent. Foto: Museum für Gestaltung Zürich
Sabine Flaschberger, was ist ein Serpent?
Seine Schlangenform und der Überzug aus dunklem Ziegenleder sind die augenfälligsten Merkmale des imposanten Serpents, der auch klanglich aus dem Kreis europäischer Musikinstrumente heraussticht. Im 16. Jahrhundert in Frankreich als Bassinstrument zur Begleitung gregorianischer Choräle ersonnen, reichte das Klangvolumen eines solchen Grifflochhorns selbst für Freilichtaufführungen. Stehend oder zu Pferd wurde er vertikal gespielt, sitzend hingegen quer. Heute nimmt in der Regel die Tuba seine Funktion ein, während moderne Nachbauten aus Holz oder Carbon die sonore Tonalität des historischen Serpents nachahmen. Unser Exemplar gehört zu den rund 250 historischen Instrumenten, die das Musikhaus Hug 1963 dem Museum für Gestaltung Zürich schenkte. Der Serpent findet sich derzeit in der Ausstellung «Collection Highlights» an der Ausstellungsstrasse. Unter dem kritischen Blick einer skurrilen Witwe kommuniziert er dort mit neuen Nachbarn aus der Sammlung, deren dunkle metallische Glasuren geheimnisvolle Blitzer aussenden. Im plastischen Dekor eines Keramiktellers wiederum staunt eine naturalistische Schlange über den bislang unbekannten musikalischen Verwandten, der über der Auslage schwebt.
Klangbeispiel Serpent: «Der schene neue Aufzug»
Museum für Gestaltung Zürich, Ausstellungsstrasse 60, Zürich
Dienstag–Sonntag 10–17 Uhr, Mittwoch 10–20 Uhr
www.museum-gestaltung.ch