VON CAROLINE SÜESS
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Wie steht die Kunst- und Designausbildung zum Handwerk? Darauf gibt es keine einfache Antwort. Die Werkstätten an der Zürcher Hochschule der Künste ziehen die Studierenden magisch an – ein Essay von Peter Truniger und Stefan Wettstein legt Zeugnis davon ab. Studierende setzen sich mit alten Techniken auseinander und holen sie in die digitale Gegenwart – wie Anna Laura Klucker den Bündner Kreuzstich. Oder sie feilen unermüdlich an ihrem Handwerk, weil es beispielsweise im klassischen Ballett Voraussetzung für den künstlerischen Ausdruck ist.
Die geschichtlichen Wurzeln der ZHdK liegen im Handwerklichen, und noch heute sind Kunsthochschulen ein Hort des Wissens über Techniken, Werkzeuge und Materialien. Franziska Müller-Reissmann vom Material-Archiv erzählt Erstaunliches über Leder. Kaum jemand weiss mehr über Hände und ihre individuellen Eigenschaften als Horst Hildebrandt vom Handlabor der ZHdK.
Trotz aller Begeisterung für das Handwerk herrscht an der ZHdK wie in weiten Teilen der westlichen Welt die Auffassung vor, Handwerk und Kunst seien zwei verschiedene Dinge. Dass man dies auch anders sehen kann, weiss Kulturgeografin Dagmar Reichert, die ihr Wissen im Weiterbildungsangebot Arts and International Cooperation weitergibt.
Die Künstlerin und der Handwerker – ein auf vielen Ebenen ungleiches Paar. Swetlana Heger-Davis, Direktorin des Departements Kunst & Medien, versöhnt die beiden miteinander. Beide, so sagt sie im Interview, erschafften Objekte der Begierde. Und würden oft eng zusammenarbeiten. Vielleicht gibt es doch eine einfache Antwort auf die eingangs aufgeworfene Frage: Die Kunst- und Designausbildung steht in einer vielfältigen, fruchtbaren Beziehung zum Handwerk, und diese ist noch lange nicht zu Ende.
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