Games – ein dynamischer Teilbereich der Kreativwirtschaft Zürich
Videospiele nehmen heute in der Schweizer Kulturlandschaft einen wichtigen Platz ein. Viele Zürcher Entwicklerinnen und Entwickler behaupten sich international, wie zahlreiche Preise und Auszeichnungen von Videospielen an Festivals wie GDC, IGF, E3 und Gamescom zeigen. Der wirtschaftliche Ertrag der preisgekrönten Spiele ist bis anhin aber eher gering. Die Stimmen nach einer funktionierenden Wirtschaftsförderung für Games in Zürich und in der Schweiz werden immer lauter.
EIN KOMMENTAR VON MAIKE THIES
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In Zürich sind im Verhältnis zu anderen Schweizer Städten überproportional viele Start-ups im Gaming-Bereich, Entwicklerstudios, Technologie-Schmieden und Agenturen mit Fokus auf Gamification aktiv. Viele dieser Kreativstudios nahmen an der ZHdK ihren Anfang. Seit 2004 kommt der Fachrichtung Game Design mit ihrem generalistischen Bachelorstudienangebot eine Vorreiterrolle in Europa zu. Visuelle Originalität, Experimentierfreude und narrative wie auch spielmechanische Raffinesse zeichnen viele der aktuellen Projekte aus und prägen die Selbst- und Fremdwahrnehmung der Schweiz als Produktionsstätte für ausgeklügeltes Game Design massgeblich mit. Auch der Forschungsbereich Serious & Applied Games stützt die Relevanz und die Wirksamkeit von Spielen, die sich «ernsten» Inhalten verschreiben und Einsatz im edukativen und therapeutischen Bereich finden, und gewinnt wichtige Partner in Wirtschaft und Schweizer Bildungsinstitutionen.
Über die Notwendigkeit der Kultur- und Wirtschaftsförderung für Schweizer Spiele
Dank des grossen Engagements der Kulturstiftung Pro Helvetia werden heute viele Schweizer Entwicklerinnen und Entwickler, darunter zahlreiche Absolventinnen und Absolventen der ZHdK, national und international wahrgenommen. Was in der öffentlichen Diskussion zu Schweizer Spielen aber zu wenig zur Sprache kommt, ist die Kluft zwischen Kultur- und Wirtschaftsförderung. Beide Förderbereiche sind jedoch wichtig, um über ausgewogene Finanzierungsstrategien zu verfügen, und so der Vielfalt des nationalen Game-Schaffens auch in Zukunft Rechnung zu tragen.
Schweizweit können sich nur wenige Studios hauptberuflich auf die Entwicklung von Games konzentrieren. Die grosse Mehrheit der Entwicklerstudios ist im Independent Markt verortet, wird in hohem Mass durch Kulturgelder quersubventioniert oder finanziert ihre Projekte über verwandte Tätigkeiten in der Kreativbranche. Aufgrund der derzeitigen Fördersituation können sich viele Studios nur tiefe Löhne auszahlen, wenn sie ihr Spiel zum Release führen wollen. Dies darf aber keine langfristige Perspektive sein.
Die Kulturförderung kann die Kosten für die gesamte Wertschöpfungskette eines Videospiels (Konzept, Entwicklung, Promotion, Vertrieb, Markteintritt) unmöglich alleine stemmen – und dies ist auch nicht ihre Aufgabe. Was fehlt, um Schweizer Games auch zu wirtschaftlichem Erfolg zu verhelfen, ist eine institutionalisierte Wirtschaftsförderung und damit eng verknüpft Investorinnen, Publisher sowie Beratungsstellen für Startups im Rechts-, Finanzierungs- und Vermarktungsbereich. Was fehlt, ist ein auf die Bedürfnisse junger Game Designerinnen und Game Designer zugeschnittener Hub, ähnlich dem «Dutch Game Garden» in Utrecht, der die genannten Expertisen nachhaltig unter einem Dach vereint. Was es braucht, ist eine koordinierte Förderstruktur für Games, die sich aus der Summe von Kultur-, Innovations- und Wirtschaftsförderung ergibt.
Politische Meilensteile für langfristige Perspektive der Schweizer Game-Branche
Die Fachrichtung Game Design hat den kürzlich veröffentlichten Bericht «Games. Ein aufstrebender Bereich des Kulturschaffens» des Bundesrats durchaus positiv aufgenommen. Es darf aber nicht vergessen werden, dass die hier vorgenommene Bestandesaufnahme überfällig ist. Erst wenn die Politik Farbe bekennt und wirtschaftliche Anreize setzt, kann sich Schweizer beziehungsweise Zürcher Game Design weiter entfalten. Wenn wir vermeiden wollen, dass in der Schweiz ausgebildete Game-Design-Talente ins Ausland abwandern, ist es jetzt an der Zeit, eine Balance zwischen Kultur- und Wirtschaftsförderung zu finden.