Studierendenporträt Jacqueline Gemperli
Jacqueline Gemperli studiert an der ZHdK Schulmusik im Bachelor Musik. Musik ist für die 21-Jährige eine Flucht aus dem Alltag, aber auch eine Auseinandersetzung mit sich selbst.
VON ANDREA ZELLER
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Andrea Zeller: Wieso hast du dich für diesen Studiengang entschieden?
Jacqueline Gemperli: Ich wollte mich musikalisch breiter bilden können, als es mit dem Bachelor Hauptfach Klavier möglich gewesen wäre. Natürlich aber auch deshalb, weil ich gerne in einem Gymnasium arbeiten würde. Dies sagt mir eher zu, als Einzelunterricht in einer Musikschule zu erteilen.
Wie bereitest du dich auf einen Auftritt vor?
Genug Schlaf und viel mentales Training. Das beinhaltet vor allem Konzentrationsübungen und das Durchspielen des Konzerts im Kopf.
Woher nimmst du deine Inspiration?
Der Begriff Inspiration sagt mir nicht wirklich zu. Er klingt zu romantisch und realitätsfern, insbesondere wenn man den Alltag der Musikstudierenden betrachtet. Ich formuliere es mal so: Ich versuche, jederzeit mit offenen Augen und Ohren durchs Leben zu gehen. Damit will ich möglichst viele Eindrücke und Stimmungen einfangen, die sich später in meiner Musik widerspiegeln werden. Meiner Meinung nach ist es unabdingbar, dass Musikerinnen und Musiker auch ausserhalb des Übungszimmers Erfahrungen sammeln. Nur so erhält die eigene Interpretation Gehalt.
Brauchen wir Kunst?
Ich denke, Kunst soll in unbekannte Welten entführen, begeistern und verzaubern. Aber sie soll auch unbequem sein und zum Denken anregen, indem sie der Gesellschaft einen Spiegel vorhält. Denn Kunst dient als Sprachrohr, um Lob, aber auch Kritik und Widerstand gegen Vorherrschendes, sei es politischer oder gesellschaftlicher Natur, auf eine geschützte Art und Weise ans Volk zu bringen. Also ja: Kunst braucht es definitiv. Manchmal für eine Flucht aus dem Alltag und manchmal für die mühselige Auseinandersetzung mit sich selbst als Teil der Gesellschaft und deren Wertesystem. Beides scheint mir unabdingbar.
Was würdest du ändern an der ZHdK?
Ich würde die Berührungspunkte zwischen den verschiedenen Studiengängen erweitern, denn das geschieht meiner Meinung nach momentan zu wenig. Es wäre wünschenswert, selbst mehr Entscheidungsfreiheit bei der Fächerwahl zu haben. Zudem würde ich einen Ruheraum und mehr Übungszimmer einrichten lassen.