Statements von ZHdK-Angehörigen zum Schweizer Digitaltag
Die Digitalisierung bringt einen enormen Gestaltungsspielraum mit sich. FREDERIC POPPENHÄGER und MAREIKE SPALTEHOLZ haben sich umgehört, was dies für verschiedene Bereiche an der Zürcher Hochschule der Künste bedeuten könnte. Deutlich wird: Der Auszug aus der analogen Komfortzone steht an. Um ein digitales Sich-Verheddern zu vermeiden, gilt es, die richtigen Fragen zu stellen. Am Horizont taucht ein Bild einer Zukunft auf, in der Bildschirme verschwunden sein und digitale Technologien intuitiv und fast unsichtbar die Menschen unterstützen und mit ihnen interagieren werden.
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Barbara Berger, Leiterin Informationstechnologie-Zentrum
Ich wünsche mir, dass man sich bei der Auswahl und der Priorisierung von Digitalisierungsvorhaben an der Nutzerin und dem Nutzer orientiert und dass die neuen digitalen Werkzeuge so intuitiv zu bedienen sein werden, dass sie uns im Alltag Vorteile bringen. Kurz: So viel wie nötig, aber so einfach wie möglich.
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Joël Gähwiler, Unterrichtsassistent, Fachrichtung Interaction Design
Für Interaction-Designer ist die Digitalisierung eine Chance, Produkte zu entwickeln, die digitale Prozesse zu greifbaren Werkzeugen machen. Einfache, in sich geschlossene und zweckdienlich vernetzte Artefakte werden in Zukunft die Schnittstelle zu fernen Informationssystemen bilden. Der universelle Computer in seiner heutigen Form könnte so aus dem Alltag verschwinden und damit mehr Raum für den digital unterstützten, aber doch natürlichen Austausch zwischen Menschen schaffen.
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Christian Iseli, Leiter Forschungsschwerpunkt Film
Digitalisierung bedeutet für mich als Konsumenten, dass Filme zunehmend auf mich und mein Befinden reagieren werden und dass ich als Forschender vielfältiger und ausserhalb von Komfortzonen werde agieren können.
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Kathi Kant, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Fachrichtung Knowledge Visualization
Die Digitalisierung bewirkt, dass wir immer mehr von grösseren und kleineren Bildschirmen umgeben sein werden, die das Bild aus dem klassischen Rahmen fallen lassen. Dies erlaubt es uns, interaktive, flexible und dynamische Bilder zu erzeugen, um Erkenntnisse zu vermitteln und Geschichten zu erzählen. Mit diesem neuen Rahmen und diesen Möglichkeiten müssen wir uns intensiv auseinandersetzen, um gutes Design zu machen.
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Jan Melissen, Leiter Medien- und Informationszentrum
Digitalität kennt keine Grenzen. Die Automatisierung von Bibliotheks- und Archivierungsprozessen begleitet uns schon lange. Der Umstand, dass Inhalte auch – oder mitunter nur noch – in digitalen Versionen vorliegen, greift tiefer als je zuvor in unsere Arbeitsprozesse ein. Die Herausforderung des Medien- und Informationszentrums ist es nun, diese Prozesse zu antizipieren sowie die digitalen Inhalte zu vermitteln und langfristig zur Verfügung zu stellen. Das Berufsbild wird sich im digitalen Umfeld mehr und mehr in Richtung «Embedded Librarian» und «Embedded Archivist» wandeln.
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Susanne Schumacher, Projekte Digitales Wissen, Medien- und Informationszentrum
Informationstechniken und das Internet strukturieren heute unseren Zugriff auf die Welt. Unsere Wissenspraktiken sind mehr und mehr durch Vernetzung und Abstraktion geprägt. Physisches und Digitales sind in der gedanklichen Ordnung gleichberechtigt. Mich fasziniert der enorme Gestaltungsspielraum, den wir für neue Wissenspraktiken erhalten. Und ich schätze den Beitrag, den die Künste und das Design für die Entwicklung dieser Praktiken leisten können.
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Rolf Wolfensberger, Leiter Archiv ZHdK, Medien- und Informationszentrum
The archive is not dead, it just left the building: Die Digitalität zwingt uns, das Archiv als Institution neu zu denken. Angesichts des gegenwärtigen Big Data Hype und der Schalmeienklänge des Semantic Web und der Linked Data steht das Archiv tatsächlich an einer interessanten Schwelle und ist auf dem Weg, zu einem Archiv ohne Ort zu werden – mit all den kritisch zu hinterfragenden Konsequenzen für die Konstruktion von Wissen und Erinnerung. Bevor wir uns in «postarchivischen Konstellationen» verheddern, sollten wir anfangen, uns Fragen zu stellen.
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Am 21. November 2017 findet der erste Digitaltag Schweiz statt, organisiert von digitalswitzerland. Über 30 Unternehmen und Organisation zeigen, was Digitalisierung für sie und die Schweiz bedeutet. Die Zürcher Hochschule der Künste präsentiert im Toni-Areal ein umfassendes Angebot zum Thema «Digitalisierung erlebbar machen» und lädt zur Fachkonferenz «Expanding Immersive Design» ein.
Die ZHdK am Digitaltag Schweiz
Ausstellung: Dienstag, 21. November 2017, 9.30–18 Uhr
Toni-Areal, Viaduktraum, Ebene 2, Pfingstweidstrasse 96, Zürich
Eintritt frei
Fachkonferenz: Dienstag, 21. November 2017, 9–20 Uhr, Anmeldung
Programm: digitaltag.zhdk.ch
Die Statements wurden von Mareike Spalteholz (mareike.spalteholz@zhdk.ch), Kommunikationsverantwortliche Services der ZHdK, und Frederic Poppenhäger, Kommunikationsverantwortlicher des Departements Design der ZHdK, gesammelt.