Studierendenporträt: Alan Maag
Obwohl er bereits eidg. dipl. Fotodesigner HFP ist, hat es Alan Maag an die ZHdK gezogen. Hier studiert der 38-jährige Zürcher im zweiten Semester im Bachelor Kunst & Medien mit Schwerpunkt Fotografie.
VON VALÉRIE HUG
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Valérie Hug: Woran arbeitest du zurzeit?
Alan Maag: In meinem aktuellen Projekt arbeite ich mit dem Max Frisch-Archiv an der ETH-Bibliothek zusammen. Es ist eine Art Würdigung des Autors, aber auch eine eigene fotografische Umsetzung persönlicher Gegenstände von Max Frisch – darunter finden sich schriftliches Material wie Notizhefte und Transkripte sowie Gebrauchsgegenstände wie seine Brillen, Pfeifen, alte 8-mm-Kameras und Schreibmaschinen. Eines der Bilder dieses Projekts stellt meine Semesterarbeit dar: eine Auswahl von Frischs blauen Notizheften aus der Zeit zwischen 1944 und 1951. Seine ersten Gedanken, die teils als Grundlage seiner weltbekannten Arbeiten und Romane dienten, sind in diesen Heften festgehalten. Der Betrachter hat so die Möglichkeit, durch diese Zeit zu wandern und zu erraten, wo Frisch war und woher er seine Inspiration holte.
Was hat dich dazu inspiriert?
Normalerweise arbeite ich eher instinktiv und spielerisch. Diese Arbeit jedoch ist anders – sie ist ziemlich analytisch, hat Dokumentationscharakter. Inspiration dafür habe ich in einer Blockwoche zum Thema Rechercheökonomie unter der Leitung von Daniel Kurjakovic gefunden, als wir die ETH besucht haben. Dabei sind wir per Zufall im dort eingebetteten Max Frisch-Archiv gelandet und es stellte sich heraus, dass all diese Dinge noch nie fotografiert worden sind.
Wieso hast du dich für diesen Studiengang entschieden?
Die Auseinandersetzung innerhalb der Fotografie hat mir gefehlt. Zuvor habe ich nur kommerziell und als freier Fotograf gearbeitet. Dieses Projekt bestätigt meine Studienwahl: Es ist ein völlig anderer Zugang – Standpunkte verschieben sich.
Wie gehst du an ein Projekt und die anschliessende Ausstellung heran?
Material, das mich interessiert, schaue ich mir genauer an. Dann beginne ich zu fotografieren. Im Verlauf des Prozesses tauchen Bilder auf, die ich dann zu einem Gesamtbild zusammenfügen kann. Wenn das einmal grob steht, kann man die Bilder in einen Rahmen setzen. Das ist jedoch immer auch eine Frage des Raums – je nachdem muss ich einzelne Teile hinzufügen oder eliminieren. Wichtig ist, dass ein Fundament da ist.
Hast du einen Traumberuf?
Ich habe da so ein Bild von einem Kübelmann im Kopf, der im Abfall die verschiedensten Geschichten der Leute mitbekommt.
Wo in Zürich bist du am liebsten?
Dort, wo es Nacht ist, regnet und es viele leuchtende Dinge gibt. Das muss gar nicht einmal zwingend in Zürich sein – Hauptsache, die Farben werden durch die nassen Strassen gespiegelt und verzerrt.