Thomas Schärer, was ist ein Experimentalfilm?
Experimentalfilm ist ein (umstrittener) Oberbegriff für Filme, die Konventionen von Spiel- oder Dokumentarfilmen negieren beziehungsweise hinterfragen. In der Regel sind experimentelle Filme keine kohärenten Erzählungen. Sie thematisieren die Wahrnehmung, das (bewegte) Bild, das Medium sowie die damit verbundenen Dispositive und Techniken an sich. Viele Filme experimentieren mit Struktur und Form, funktionieren assoziativ, sind mit Lyrik – im Gegensatz zu Prosa – vergleichbar. Unterschiedlichste Ausrichtungen und Bezeichnungen (Avantgarde-, Underground-, struktureller oder abstrakter Film) sind auszumachen. Die frühe Avantgarde in Europa (20er-, 30er-Jahre) und der Underground-Film der 60er-Jahre arbeiteten oft mit Grenzüberschreitungen und Tabubrüchen (Sexualität, Gewalt, Religion). Das Expanded Cinema versucht die Konventionen des Kinodispositivs auszuweiten, arbeitet installativ und performativ mit Mehrfachprojektionen. Oft wurde die Materialität der Träger (Celluloid/Videoband) in sich genutzt, selbst belichtetes oder gefundenes Material (Found Footage) mechanisch und chemisch bearbeitet.
Die Blütezeit des E-Films waren die 60er-Jahre. Die eher punktuell und individuell wirkenden Akteure begannen sich in (losen) Gruppen zu formieren und schrieben programmatische Texte. Als eine der einflussreichsten (in sich heterogenen) Strömungen kristallisierte sich in dieser Zeit das weltweit rezipierte New American Cinema heraus. Ein wichtiger Treffpunkt war das von 1949 bis 1974 unregelmässig stattfindende Festival Exprmntl (Brüssel, Knokke-le-Zoute).

3. Februar bis 9. April 2017
Museum für Gestaltung, Toni-Areal, Pfingstweidstrasse 96, Zürich
Dienstag–Sonntag 10–17 Uhr, Mittwoch 10–20 Uhr
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