Jochen Kiefer, was ist das Black Mountain College?
Experimentieren als Erfahrung, demokratisches Zusammenleben, Interdisziplinarität, Selbstbestimmtheit der Lernenden und Lehrenden, Arbeit an Kunst und Design als Umbau und Weiterentwicklung der Gesellschaft. Das 1933 in North Carolina zu Füssen der Black Mountains gegründete College konnte zwei Dekaden lang als Raum gelebter Utopie funktionieren und ist bis heute eine Projektionsfläche für künstlerische und gesellschaftliche Projekte: eine Schule als Fluchtpunkt der guten, der eigentlichen Moderne. Vor dem Hintergrund aus Deutschland emigrierter Bauhaus-Granden führt John Cage seine ersten Happenings auf, gründet Merce Cunningham seine Tanz-Compagnie, und Buckminster Fuller erarbeitet die Strukturen von «geodesic domes».
Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Das Black Mountain College (BMC) ist für mich deshalb auch eine Art Wunschmaschine. Wenn wir uns also schon bald damit beschäftigen werden, die Arbeit und die Arbeiten am BMC an der ZHdK zu kuratieren, sehen wir nicht nur Ausstellungen von Artefakten und Dokumenten vor uns (nicht nur die kalte Lava der Black Mountains), sondern stellen uns auch dem Wunsch nach Wiederholung, dem Reenactment von Experimenten, Performances und Didaktiken – wohl wissend, dass dies immer eine Transformation von Geschichte und somit eher das heisse Medium einer Selbstverständigung als eine Art der Archäologie sein wird.
20. April bis 3. Juni 2018
Museum für Gestaltung, Toni-Areal, Pfingstweidstrasse 96, Zürich
Dienstag–Sonntag 10–17 Uhr, Mittwoch 10–20 Uhr
www.museum-gestaltung.ch