«Internationales» heisst eines von acht Teilprojekten der Strategie der ZHdK. Rektor Thomas D. Meier erklärt, inwiefern eine zusehends globalisierte Kultur die Hochschule herausfordert.

VON CAROLINE SÜESS
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Caroline Süess: Weshalb braucht die ZHdK eine Internationalisierungsstrategie?
Thomas D. Meier: Die Arbeitsfelder der Künste und des Designs sind international, und zwar in der Schweiz selber wie auch im Ausland. Unsere Absolventinnen und Absolventen müssen sich in diesen überaus kompetitiven Feldern bewähren. In Lehre und Forschung haben wir uns deshalb am internationalen State of the Art zu orientieren. Und als grosse Kunsthochschule haben wir den Anspruch, diesen State of the Art auch mitzugestalten. Das geht nur, wenn wir international sichtbarer werden und eine höhere Präsenz erreichen. Eine gute Strategie bietet Gewähr dafür, dass wir uns konsequent an diesen Zielen orientieren, und zwar als Gesamtinstitution und nicht ausschliesslich punktuell und auf Ebene der Studiengänge, wo ja bereits viel passiert.

Was wird in der Strategie unter Internationales verstanden?
Das ist eine einfache und gleichzeitig schwierige Frage. Man könnte vielleicht sagen, dass mit dem Begriff Internationales all das gemeint ist, wofür es Diskurse, Theorien, Praxen, Systeme und Märkte gibt, die über das Lokale oder Nationale hinausgehen. Der französische Sprachraum nennt das Phänomen «mondialisation», ein Begriff, der – anders als Internationalisierung oder Globalisierung – stärker darauf fokussiert, dass das alles in unserer Welt geschieht und dass wir alle unmittelbar davon betroffen sind. Diese offene Formulierung zeigt, wie wichtig es ist, dass wir uns mit diesem Thema konsequent und systematisch beschäftigen. Klar ist dabei auch, dass das Lokale nicht an Bedeutung verliert, sondern sich einfach in Referenzsystemen kontextualisiert.

«Kultur entsteht heute als ‹métissage›, als bewusstes oder unbewusstes Verweben von Einflüssen und Erfahrungen unterschiedlichster Provenienz.»

Warum ist die zunehmende internationale Verflechtung für die Hochschulleitung mehr als ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, nämlich ein strategisches Handlungsfeld?
Wir haben als Hochschule die Aufgabe, gesellschaftliche Phänomene von hoher Relevanz in unsere Arbeit einzubinden. Kultur entsteht heute als «métissage», als bewusstes oder unbewusstes Verweben von Einflüssen und Erfahrungen unterschiedlichster Provenienz. Gerade als Kunsthochschule müssen wir uns explizit mit diesen Verwebungen auseinandersetzen und Internationalisierung deshalb konsequenterweise als strategisches Handlungsfeld sehen.

Wer arbeitet im Teilprojekt Internationales mit?
Es sind dies in erster Linie Hartmut Wickert als Verantwortlicher des Dossiers Internationales, die Dossierkommission Internationales, die Leiterin des International Office, Bettina Ganz, und ich selber.

Welche Ressourcen stehen der ZHdK zur Verfügung für das Erreichen der Ziele im Bereich Internationales?
Wir haben die Möglichkeit, für die kommenden Jahre den Aufbau einer verstärkten Internationalisierung in einem begrenzten Rahmen aus den strategischen Reserven der ZHdK zu finanzieren. Es geht dabei um Anschubfinanzierungen für erfolgversprechende Vorhaben, die sich später selber werden tragen müssen.

Sieht die Strategie geografische Schwerpunkte des internationalen Engagements vor?
Nein, das ist nicht Teil der Strategie. Wenn sich jedoch Projekte sinnvoll an bestimmten geografischen Orten bündeln lassen, ist das sicher von Vorteil.

«In der Lehre ist die Vermittlung interkultureller Kompetenzen zentral.»

Was zeichnet die Lehre und die Forschung an einer Kunsthochschule aus, die in Internationales investiert?
Die Forschung orientiert sich mit noch grösserer Selbstverständlichkeit international als die Lehre. Forschungsgemeinschaften funktionieren immer international. Da sind wir grundsätzlich gut unterwegs. Wünschenswert wäre sicher, dass die Forschung nicht nur international arbeitet, sondern dass sie auch internationaler kommuniziert und ihre Forschungspublikationen konsequent in englischer Sprache zugänglich macht.
In der Lehre ist die Vermittlung interkultureller Kompetenzen zentral. Darüber hinaus werden wir die Mobilität stärken müssen. Internationale Studierende sollen sich hier wohlfühlen, schweizerische Studierende mit Gewinn einen Teil ihres Studiums im Ausland absolvieren können. Vor allem aber wollen wir auch die Mobilität der Dozierenden fördern. Wir werden uns zudem überlegen müssen, gezielt Angebote, beispielsweise in der Weiterbildung, für einen internationalen Markt zu entwickeln. Und schliesslich wollen wir künftig in internationalen Netzwerken noch aktiver werden und generell eine nachhaltigere internationale Präsenz aufbauen. Dadurch sollen neue inhaltliche Felder zugänglich gemacht und neue Erfahrungen ermöglicht werden.

Caroline Süess ist Projektleiterin Hochschulkommunikation.
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus einem Interview, das erstmals in Zett 1–13 erschienen ist.
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